Hussprücbe
über des Deutschen Reiches I}eer und flotte.
L
Unser Heer soll uns den Frieden sichern und, wenn
er uns dennoch gebrochen wird, imstande sein, ihn mit
Ehren zu erkämpfen. Wilhelm Ii. 1888.
Wir werden uns nur schlagen, wenn man uns angreift.
Wilhelm I. 1887.
Ich denke, wir werden der Welt zeigen, daß wir eine
mächtige Nation geworden und eine friedliebende geblieben
sind, eine Nation, welche den Krieg nicht braucht, um
Ruhm zu erwerben, und die ihn nicht will, um Eroberungen
zu machen. Moltke 1874.
Je stärker wir sind, desto unwahrscheinlicher ist der
Krieg. Bismarck 1887.
Wir Deutsche furchten Gott, sonst nichts auf der
Welt. Bismarck 1888.
Ii.
Der Dreizack gehört in unsere Faust.
Bitter not ist uns eine starke Flotte.
Deutschlands Zukunft liegt auf dem Wasser-
Wilhelm Ii.
Die goldene Brücke, die der Lloyd über den Ozean
gespannt^ hat, ist eine feste Brücke für das Deutschtum,
für deutsche Zivilisation und für das deutsche Ansehen auf
dem großen Meere. Prinzadmiral Heinrich.
Wir wollen niemand in Schatten stellen, aber -wir
verlangen auch unsern Platz an der Sonne.
Reichskanzler v. Bülow.
Grundlage und Endzweck der deutschen Flotte sind
die deutschen Seeinteressen. v. Tirpitz.
Schiffahrt und Handel sind die fürnehmsten Säulen
eines Staats. Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm_I. Moltke Wilhelm Heinrich Heinrich Tirpitz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Deutsche beschichte.
Die alten Deutschen.
Land. Deutschland, unser liebes Vaterland, sah früher ganz anders aus
als jetzt. Wo unser Auge heute lachende Fluren, blühende Städte und Dörfer
erblickt, breitete sich früher nieist dichter Urwald aus. Flüsse und Ströme,
die in ungeregeltem Laufe das Land durchbrausten, führten oft große Über-
schwemnmngen herbei. Infolgedessen gab es manche Sümpfe im Lande, die
ihm ein unfreundliches Aussehen verliehen. Die finsteren Wälder waren der
Aufenthaltsort von Bären, Wölfen, Elentieren, Auerochsen und Wildschweinen.
In den grasreichen Flußniederungen weideten zahlreiche Pferde, Rinder, Schafe
und Ziegen.
Leute. Unsere Vorfahren waren von hohem, kräftigem Wüchse. Hellblondes
Haar wallte auf die breiten Schultern herab. Aus den blauen Augen blickte
Mut und Entschlossenheit. Den von Jugend auf abgehärteten Körper bedeckte
ein leinener oder wollener Leibrock. Dazu kam Pelzwerk. Als Schuhe dienten
Sandalen, die mittels Riemen an den Füßen befestigt wurden.
Volkseinteilung. Die Germanen gliederten sich in Freie und Unfreie.
Die Freien besaßen Grund und Boden. Einzelne unter ihnen waren besonders
reich begütert und genossen hohes Ansehen. Aus ihnen wählte das Volk seine
Herzöge und Könige. Bei Neu- oder Vollmond kämen die Freien zusammen,
um über Stammesangelegenheiten zu beraten, über Krieg und Frieden zu ent-
scheiden. Zu den Unfreien rechneten Hörige und Knechte. Hörige besaßen keinen
eigenen Grund und Boden. Aber gegen bestimmte Abgaben und Dienste traten
die Freien Teile ihrer Ländereien an porige zur Bewirtschaftung ab. Kriegs-
gefangene und zahlungsunfähige Schuldner wurden Knechte oder Leibeigene.
Blutsverwandte bildeten eine Sippe. Sie wohnten beisammen und kämpf-
ten Seite an Seite. Etwa 100 Familien bildeten eine Hundertschaft, mehrere
Hundertschaften einen Gau, mehrere Gaue eiue Völkerschaft oder einen
S t a m m.
Wohnung. Geschlossene Städte und Dörfer waren unsern Vorfahren un-
bekannt, sie wohnten auf einzelliegenden Gehöften. Wo eine Quelle, ein fetter
Wiesengrund, ein lichter Hain zur Ansiedlung einluden, da wurde aus Baum-
stämmen ein einfaches Haus errichtet. Die Wände bestanden aus Holzgeflecht,
das mit Lehm beworfen war. Flechtwerk aus Schilf und Stroh bildete das
Dach. Neben dem Wohnhause lagen Ställe und Wirtschaftsgebäude. Den größten
Teil des Wohnhauses nahm die Wohnhalle ein. In der Mitte derselben flackerte,
sorgsam behütet, das Herdfeuer. Eine Tür und eine Dachösfnung dienten zum
Kamp, Realienbuch. 1
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
4
Pfand geben, als er in alten Zeiten aus dem Brunnen der Weisheit traut.
Sein Speer verfehlte nie das Ziel und kehrte stets in seine Hand zurück. Von
seinem Goldringe träufelten in jeder neunten Nacht acht ebenso kostbare neue
Ringe. Zu Schultern saßen Wodan zwei Raben, Gedanke und Erinnerung,
zu Füßen, lagerten zwei blitzäugige Wölfe. Der Mittwoch (Gunstag) war
Wodans Tag. Des Göttervaters herrlicher Thron stand in Walhalla. In
Wodans Reich konnte aber nur der aufgenommen werden, der auf dem Schlacht-
felde in ruhmvollem Streite sein Leben verhauchte. Die Gefallenen wurden
von Wodans Töchtern, den Walküren, ergriffen und zu der aus gewaltigen
Lanzenschäften und Schilden gefügten Götterburg geführt, woselbst die Freuden
der Jagd und Gelage die Helden erwarteten. — Wodans Sohn war Donar
oder Thor. Auf einem mit zwei Ziegenböcken bespannten Wagen fuhr er
durch die Lüfte. Seine Rechte schleuderte einen Streithammer, der durch wunder-
bare Kraft alles zermalmte, aber stets in die Hand des Gottes zurückkehrte.
Das Rollen der Räder vernahm der Mensch als Donner; wenn der Gott zornig
in feinen Bart blies, zuckten Blitze durch die Luft. Man verehrte ihn gern auf
Bergeshöhe (Donuerberg!) und unter der kraftvollen Eiche. Nach ihm wurde
der Donnerstag benannt. — Bei den Kriegsleuten stand der Gott Z i u in
hohen: Ansehen. Er stürzte sich in das Schlachtengewühl und brachte Schrecken
und Verwirrung in die Feinde. (Zin-Tin — Tiustag-Dienstag.) — Fri g g a,
die Gattin Wodans, nahm unter den Göttinnen die erste Stelle ein. In den
Nächten Zwischen Weihnachten und Neujahr hielt sie in einem mit Katzen be-
spannten Wagen ihren Umzug auf Erden. Wo sie Fleiß und Ordnung in:
Haushalte fand, belohnte sie. Faulen Spinnerinnen verbrannte sie den Spinn-
rocken. — Friggas oder Freyas Tag war der Freitag, an welchem Tage unsere
Vorfahren Hochzeiten hielten.
Der Unterwelt stand die finstere H e l vor. In Hain und Au lebten die
Elfen, am plaudernden Bache wohnten die Nixen, in den Bergen die kunst-
fertigen Zwerge. All die Gottheiten, sündhaft wie die Menschen, werden dereinst
in einem furchtbaren Kampfe untergehen. Ein gewaltiges Feuer wird einen
Weltbrand entfachen. Ein neuer Himmel und eine bessere Erde ohne Sünde,
ohne Leid wird erstehen.
vie ersten Kämpfe cier Germanen mit cien Körnern.
Der kinrbrische Schrecken. Um das Jahr 113 v. Chr. kam die Nach-
richt nach Rom: „Von Norden her find zwei furchtbare germanische Volks-
stämme im Anzug. Schon der Anblick der wilden und gut bewaffneten Krieger
flößt Furcht ein." Es waren die Kimbern: und Teutonen, die ihre Heimat
an der unteren Elbe verlassen hatten, vielleicht wegen Überschwen:mungen, Über-
völkerung oder auch aus Wanderlust und Tatendrang. An den Alpen ver-
langten sie von den Römern Ackerland und Saatkorn. Als sie abgewiesen
wurden, verwüsteten sie das Gebiet der Römer und schlugen das Heer, das
sie aufhalten sollte. Nun wandten sie sich nach Gallien, den: heutigen Frank-
reich. Es war ein blutiger isiegeszug; drei römische Heere wurden fast ver-
nichtet. Mit Grausen dachten die Römer daran, die Germanen würden nun
in Italien einfallen. Wehe, stolzes, schönes Rom!
Untergang der Teutonen. (102 v. Thr.) Marius, ein kühner römischer
Feldherr, sollte sich den heranrückenden Völkern entgegenwersen. Diese hatten
sich getrennt, um sich besser verpflegen zu können. Die Teutonen wollten von
den: llnterlaufe der Rhone aus um Meere entlang nach Italien ziehen. In
der Rhone-Ebene trat ihnen Marius entgegen. Er gewöhnte seine Soldaten
zunächst an den Anblick der grausigen Krieger und schlug sie dann in blutiger
Schlacht. Ihr riesenhafter Herzog Tentobod, der liber sechs Pferde hinweg-
zuspringen vermochte, wurde gefangen genommen.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod]]
Extrahierte Personennamen: Wodans_Töchtern Marius Marius Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Wodans Walhalla Wodans Wodans Gottes Donuerberg Wodans Rom Gallien Italien Rom Italien Rhone-Ebene
6
Im Jahre 6 n. Chr. schickte Augustus seinen Feldherrn Barns ins
Land der Germanen. Barns erhob Stenern und ließ Gericht halten von
römischen Richtern nach römischem Recht und in römischer Sprache. Über ge-
ringe Vergehen verhängte er die Prügelstrafe, oft sogar die Todesstrafe. Wie
haßte der Germane die rücksichtslosen, stolzen Eindringlinge!
Hermann. Von allen Deutschen empfand kaum einer die Unterdrückung
mit größerem Grimme als der junge Cheruskerfürst Arminius oder Hermann.
In Rom hatte er die römische Kriegskunst erlernt, sogar römisches Bürger-
recht und die Ritterwürde erworben. Sein deutsches Herz aber hatte er rein
und unverdorben in die Heimat zurückgebracht. In stiller, heiliger Waldeinsam-
keit schloß er mit seinen Stammesgenossen einen Bund, der Barns den Untergang
bringen sollte. Zwar wurde Barns von Segest, einem Feinde Hermanns, ge-
warnt, allein er hörte nicht darauf.
Schlacht im Teutoburger walöe. (9 n. Lhr.) Barns weilte in seinem
Sommerlager an der Weser, als die Nachricht eintraf, ein deutscher Stamm an der
Ems habe sich empört. Ohne Verzug brach er mit drei Legionen (1 Legion
= 6000 Mann) auf, um blutige Rache zu nehmen. Jetzt rief Hermann seine
* Die Schlacht im Teutoburger Walde.
Eidgenossen znsanunen und zog den Römern nach. Im Teutoburger Walde
erfolgte der Zusammenstoß der Heere. Der Regen goß in Strömen vom Him-
mel. Ein gewaltiger Sturm wirbelte trockene Banmäste in die Reihen der
Römer. Da wurde aus einmal jeder Busch lebendig. Pfeile, Speere, Hölzer
sausten ans die Römer herab. Zu Tausenden fielen sie unter den wuchtigen
Schlägen der ergrimmten Deutschen. Als Barns den Untergang des Heeres
sah, stürzte er sich voll Verzweiflung in sein eigenes Schwert. Seinem Beispiele
folgten die vornehmsten Offiziere. Filrchtbar war die Rache der Sieger an
den Römern. Viele Gefangenen verbluteten auf den Opfersteinen, andere zwang
mail zu den verachtetsten Sklavendiensten. Den verhaßten römischen Rechts-
gelehrteil aber schnitt man die Hände ab, stach ihnen die Angen aus, riß ihnen
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Augustus Barns Hermann Hermann Barns Hermann
21
Ein grober, dunkelfarbiger Rock, der durch einen Ledergürtel aufgeschürzt wurde,
eine Tasche mit den notwendigsten Speisevorräten und ein breitkrempiger Hut
bildeten die allgemeine Tracht der Pilger. Solange die Araber Herren von
Palästina waren, wurde den Pilgern jeglicher Schutz zuteil. Als aber inr Jahre
1072 die Türken das heilige Land eroberten, waren sie allerhand Grausamkeiten
ausgesetzt. Immer sehnlicher wurde bei den: Christen der Wunsch, das heilige
Land den Türken zu entreißen.
Airchenversanrnrlung zu Llernront. Papst Urban berief 1095 eine
Kirchenversammlnng nach Clermont in Frankreich. In feurigen Worten forderte
er seine Zuhörer auf, das heilige Land den Türken zu entreißen. Voll Be-
geisterung rief er aus: „Gott wird seine Gnadenschätze ausgießen über alle,
die sich zum Zuge verpflichten. O, gebenedeit seien diejenigen, die von Gott
zu solch edlen Opfern und Beschwerden berufen werden!" Als Antwort ertönte
der vieltausendstimmige Ruf: „Gott will es!" In heiliger Begeisterung erklärten
sich Tausende von Gläubigen zur Teilnahme am Kampfe gegen die Ungläubigen
bereit. Sie hefteten sich ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter; davon erhielten
sie den Namen Kreuzfahrer. Unter den Predigern, die das Land durchzogen
und zu dem Krenzzuge aufriefen, tat sich besonders Peter von Amiens hervor.
Er war aber noch nicht, >vie oft erzählt wird, in Jerusalem gewesen.
Der erste Llreuzzug 1096—1099. Kaum war der Lenz des Jahres
1096 angebrochen, als ungeordnete und schlecht bewaffnete Scharen von Kreuz-
fahrern unter Anführung des Peter von Amiens zur Befreiung des hl. Landes
auszogen. Ans Karren führten sie die Kinder und Greise sowie ihre Habselig-
keiten mit. Beinr Anblick jeder in der Ferne auftauchenden Turmspitze glaubten
sie Jerusalem nahe zu sein. Traurig war das Los dieser Pilger. Tausende
und Abertausende kamen durch Elend und Not um oder sielen durch das Schwert
der Völker, deren Gebiet sie durchzogen.
Glücklicher war das Hauptheer, das im Herbst 1096 den Kreuzzng antrat.
Gottfried von Bouillon führte es an. Nach harten Kämpfen erreichte es Klein-
asien. Die feste Stadt Antiochia wurde nach neunmonatiger Belagerung ein-
genommen. Von da zogen die Kreuzfahrer gegen Jerusalem. Als sie von
Emmaus aus die hl. Stadt erblickten, verbreitete sich durch das ganze Heer der
Freudenrnf: „Jerusalem, Jerusalem!" Alle sanken auf die Knie und küßten
in heiliger Ehrfurcht den Boden, ans dem einst der göttliche Heiland gewandelt
hatte. Jerusalem >var von 60 000 Türken besetzt, denen die Kreuzfahrer nur
1500 Reiter und 20 000 Fußgänger entgegenstellen konnten. Nach fünfwöchiger
Belagerung wurde die Stadt erobert. Furchtbar ivar die Rache der Sieger.
Von 60 000 Türken blieben nicht soviel am Leben, als gur Beerdigung der Toten
erforderlich waren.
Gottfried von Bouillon wurde einstimmig zum König von Jerusalem aus-
gerufen. Bescheiden lehnte er jedoch beit Titel ab; denn er wollte dort keine
goldene Krone tragen, wo sein Herr unter einer Dornenkrone geblutet
hatte. Er nannte sich nur „Beschützer des hl. Grabes". Im folgenden Jahre
starb er, und sein Bruder Balduin wurde König von Jerusalem. Noch sechs
andere Krenzzüge wurden zur Eroberung des hl. Landes unternommen. Dennoch
siel nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina den Türken
wieder in die Hände.
Folgen der Kreuzzüge. Ihren eigentlichen Zweck haben die Kreuzzüge
nicht erreicht; dennoch sind sie von großein Nutzen gewesen. Da die Kreuzzüge
von der Kirche angeregt und begünstigt wurden, so förderten sie wesentlich
ihr Ansehen. Die Ritter wurden angeifert, ihr Schwert in den Dienst
Gottes zu stellen. Der Tod vieler Kreuzfahrer erledigte auch viele Lehen. Da
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
12
Der Bischof bei den Hessen und Thüringern. 722 reiste Bonifatius
zum zweitenmaie nach Rom und berichtete dem hl. Vater über seine Tätigkeit.
Der Papst weihte ihn zum Bischof und ermunterte ihn, seine segensreiche Arbeit
fortzusetzen. Bonifatius giug wieder zu den Hessen. Bei Geismar stand eine
uralte Eiche, welche dem Donnergott geweiht war. Als der Bischof sie fällen
ließ, ohne von Donar durch Blitze zerschmettert zu werden, erkannten die be-
stürzten heidnischen Zuschauer die Nichtigkeit ihrer Götter und ließen sich taufen.
Aus deni Holze der Eiche wurde ein Kirchlein erbaut und dein hl. Petrus ge-
weiht. Auch in Thüringen bekehrten sich so viele, daß Bonifatius aus seiner
Heimat Gehilfen kommen ließ. Damals kamen n. a. Lullus und Willibald
und die frommen und eifrigen Klosterfrauen Lioba, Thekla und Walburgis.
Wie z. B. iu Ohrdruf und Fritzlar Männerklöster entstanden, so wurden Frauen-
klöster in Kitzingen und Bischofsheim errichtet. Von diesen Klöstern aus wurde
das Bekehrungswerk eifrig fortgesetzt. Am berühmtesten aber wurde das Kloster
Fulda, das Bonifatius 744 durch seinen Schüler Sturmius gründen ließ
Der Erzbischof und die inneren kirchlichen Verhältnisse Deutsch-
lands. Bis jetzt hatte Bonifatius auf seinen Bekehrungsreisen an die 100 000
getauft. Der hl. Vater ernannte den großen Heidenbekehrer zum Erzbischof
und lud ihn aufs neue nach Rom ein. Nach seiner Rückkehr sorgte Bonifatius
* Im Klosterhofe. 10. Jahrh.
für eine zweckmäßige Verwaltung der neuchristlichen Gebiete. Er gründete die
Bistümer Pass an, Regensburg, Eichstätt und Würzburg. Er-
furt und Fritzlar konnten wegen der zu nahe wohnenden heidnischen Sachsen
nicht lange bestehen. Bonifatius nahm seinen Sitz zu Mainz. Mit den unter-
stellten Bischöfen und Priestern hielt er mehrmals Versammlungen ab, um über
die Glaubensverbreitung, über die Einheit in Lehre und Gottesdienst, über
das Leben der Priester und Klosterleute und über die Beseitigung der Reste
heidnischen Aberglaubens zu beraten.
Der: Märtyrer. Nachdem Bonifatius die deutschen Christen enge mit Rom
verbunden hatte, wollte er seine letzten Kräfte den Friesen widmen. Mit 52 Ge-
fährten fuhr er den Rhein hinab nach Friesland und verkündete dort das
Evangelium. Bei D o k k u m sollte den Neubekehrten die Firmung gespendet
werden. Der Heilige aber wurde von einer Horde heidnischer Friesen überfallen.
Seine Begleiter wollten sich verteidigen, er jedoch wehrte ihnen. So empfing
er mit ihnen am 5. Juni 755 den Todesstreich. Die Gebeine des ruhmreichen
Märtyrers wurden in Fulda beigesetzt. An seinem Grabe versammeln sich all-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Bonifatius Bonifatius Bonifatius Willibald Lioba Thekla Bonifatius Bonifatius
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Rom Hessen Thüringen Ohrdruf Fritzlar_Männerklöster Kitzingen Bischofsheim Fulda Rom Regensburg Würzburg Fritzlar Sachsen Mainz Rhein Friesland Fulda
23
Lanzenstöße und Schwerthiebe ab; im Schilde wurde auch das Kennzeichen
des Ritters, das Wappen geführt. Als Waffen gebrauchte man eine lange Holz-
lanze mit Eisenspitze und ein mächtiges Schwert, das oft nur mit beiden Händen
geschwungen werden konnte.
Wohnung. Wohlhabende Ritter bewohnten eine Burg. Diese wurde ge-
wöhnlich auf einem Berge errichtet. Zum Schutze gegen Feinde war sie mit
dicken Mauern umwehrt. Lag die Burg in einer Ebene, so war sie auch von
breiten Wassergräben umgeben. Über eine Fallbrücke gelangte man in den Burg-
hof. Dort befanden sich die Wohnungen der Knechte und die Ställe für Pferde
und Hunde. Über diese Gebäulichkeiten ragte empor das Frauenhaus, das
Herrenhaus mit dem großen Rittersaal und der Rüstkammer, die Burgkapelle
und vor allem der Bergfried. Er war die letzte Schutzstätte, wenn alles verloren
war. Tief unten barg er das Verlies für Gefangene. Hoch oben schaute der
Wächter ins Land.
Turnier.
Turniere. Zur Übung in den Waffen hielten die Ritter häufig Kampf-
spiele ab, die man Turniere nannte. Einige Tage vor Beginn des Turniers
wurden die Waffen und Rüstungen der kämpfenden Ritter ausgestellt und ge-
prüft. Um den Kampfplatz wurden Schranken gezogen. Ringsum erhoben sich
die Sitze für die Zuschauer. Unter Trompetengefchmetter sprengten die Ritter
in die Schranken. Es kam darauf an, den Gegner mit einem Stoße der stumpfen
Lanze aus dem Sattel zu heben. Der Anprall war manchmal so heftig, daß
der Lanzenschaft zersplitterte. Nicht selten sank ein Ritter zu Tode getroffen
in den Sand. Wer seinen Gegner aus dem Sattel warf, war Sieger. Ihm
wurde von einer vornehmen Frau der Preis überreicht, der in kostbaren
Waffen, goldenen Ringen, Arm- und Halsketten bestand.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
24
Ritterorden. Den Anlaß zur Gründung der Ritterorden gaben die Kreuz-
züge. Die im hl. Lande vorhandenen Krankenhäuser reichten bald zur Aufnahme
der kranken und hilfsbedürftigen Pilger nicht mehr ans. Um den Notleiden-
den zu helfen, vereinigten sich fromme Ritter zu einem klösterlichen Leben.
Mit der Ablegung der drei Mönchsgelübde übernahmen sie zugleich die Ver-
pflichtung, das hl. Land zu verteidigen imb die Pilger gegen Überfälle zu
schützen. Die älteste dieser Vereinigungen ist der Orden der I o h a n n i t e r,
der Johannes den Täufer zu seinem Patron wählte. Während diese Ordens-
geuossenschaft sich hauptsächlich der italienischen Pilger annahm, hatte der
Tempelorden vor allem die Pflege französischer Pilger zur Aufgabe.
Das königliche Schloß zu Jerusalem, das uns den Ruinen des salomonischen
Tempels errichtet war, wurde ihm als Ordenshaus überwiesen. Auf dem
3. Kreuzzugc gründete Herzog Friedrich von Schwaben den deutschen Ritter-
orden. Dieser Orden, dem nur Deutsche angehören durften, hat sich später ein
besonderes Verdienst um die Bekehrung der heidnischen Preußen erworben. Die
Ordensbrüder trugen einen weiß eil Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Schwarz-
weiß wurden daher später die preußischen Landesfarben.
friedricb I. (Barbarossa) 1152—1190.
Persönlichkeit. Friedrich I. entstammte dem Geschlecht der Hohenstaufen,
das seine Stammburg ,auf dem Hohenstaufen in Schwaben hatte. Er hatte
blondes Haupt- und Barthaar, weshalb ihn die Italiener Barbarossa, d. i.
Rotbart, nannten. Seine Liebenswürdigkeit und Freigebigkeit gewannen ihm
bald die Herzen seiner Untertanen. Gern hörte er auf freuideu Rat, obgleich
er immer selbst die Entscheidung traf. Selten betrog ihn sein Urteil, fast nie
fein Gedächtnis. Als Ritter stand er überall wegen seiner Gewandtheit und
Tapferkeit im höchsten Ansehen. Der Dichtkunst war er in hohem Maße zugetan.
Räinxfe in Italien. Friedrich strebte nach jener Machtfülle, >vie sie
früher Karl der Große und Otto I. besessen hatten. Dadilrch geriet er zunächst
in lange und schwere Kämpfe mit den oberitalienischen Städten. Diese waren durch
Handel und Gewerbefleiß reich und mächtig geworden und bekümmerten sich
nicht mehr um die Obergewalt des Kaisers. Die Stadt Mailand zeigte sich am
widerspenstigsten. Friedrich hatte ihr scharf verboten, noch weiter die kleineren
Nachbarstädte zu bedrücken. Die stolzen Mailänder aber zerrissen das kaiserliche
Schreiben. 3154 zog der Kaiser zum erstenmal über die Alpen nub zerstörte
einige feindlich gesinnte Städte. Dann ließ er sich in Rom zum Kaiser krönen.
Als die Deutschen in Rom heimtückisch liberfallen wurden, geriet auch der Kaiser-
in Lebensgefahr. Herzog Heinrich von Sachsen aber rettete ihm das Leben.
Diese Treue lohnte Friedrich mit der Verleihung des Herzogtums Bayern.
Bald zog Friedrich zum zweitenmale über die Alpen, diesmal mit einem starken
Heere. Das stolze Mailand wurde belagert und mußte sich ergeben. Nun
erschienen im kaiserlichen Lager mit dem Bürgermeister die Vornehmen der Stadt,
alle barfüßig und ein blankes Schwert am Halse. 300 Ritter mit den Schlüsseln
der Stadttore und eine lange Reihe von Bürgern in Bußkleidern beschlossen den
Zug. Der Kaiser verzieh. Allein die Unterwerfung dauerte nicht lauge. Mailand
mußte noch einmal bezwungen werden. Wieder erschienen bittende Büßer. Allein
diesmal ließ der Kaiser die Stadt gänzlich räumen und größtenteils zerstören.
Heinrich der Löwe. Noch mehrmals mußte Friedrich gegen die aufrüh-
rerischen Städte Oberitaliens zu Felde ziehen. Leider geriet der Kaiser auch
mit dem Papste in Streit, ja, er ließ sogar einen Gegenpapst wählen. Da wurde
er in den Baun getan. Auf einem der Kriegszüge belagerte er die Festung
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Johannes Kreuzzugc Friedrich_von_Schwaben Friedrich Barbarossa Barbarossa Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Karl_der_Große Karl Otto_I. Dadilrch Friedrich Friedrich Heinrich_von_Sachsen Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Schwaben Italien Mailand Rom Rom Mailand Mailand
25
Alessandria, die nach dem Papste Alexander benannt war. Da erhielt er die
Kunde, daß ein großes Heer gegen ihn im Anzuge sei. In dieser Not rief er
seinen Jugendfreund, den mächtigen Herzog Heinrich den Löwen, nm Hilfe an.
Er bat, ihn nicht im Stiche zu lassen, aber Heinrich blieb unerbittlich. In
der Schlacht bei Legnano wurde Friedrich gänzlich geschlagen. Er selbst entging
nur dadurch dem Tode, daß er sich unter den Leichen des Schlachtfeldes verbarg.
Schweren Herzens sah sich Friedrich zum Frieden genötigt, in dein er den
italienischen Städten manche Freiheiten zugestehen mußte. In Venedig söhnte
er sich auch wieder mit dem Papste ans. Nun sollte den unbotmäßigen Herzog
Heinrich die Rache des Kaisers treffen. Auf Grund mehrerer Beschuldigungen
wurde er in die Reichsacht getan und seiner Länder verlustig erklärt. Bayern
erhielt der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, dessen Nachkommen noch heute
auf dem bayerischen Königsthron sitzen. Später demütigte sich Heinrich. Er
erhielt seine Stammgüter Braunschweig und Lüneburg zurück, mußte jedoch
drei Jahre in die Verbannung gehen.
Tod. So war nun endlich Friede. Voll Freude feierte der Kaiser in Mainz
ein glänzendes Reichsfest; allein an 70 000 Ritter und Krieger nahmen teil.
Fünf Jahre später, 1189, kam die Trauerkunde nach Deutschland, Jerusalem
sei wieder in die Hände der Türken gefallen. Sogleich wurde allerorten zu einem
Kreuzzuge gerüstet. Der greise Kaiser stellte sich an die Spitze des Kreuzheeres
und erreichte glücklich Kleinasien. Unter mancherlei Gefahr mtb Not ging
es weiter. (Gedicht: Schwäbische Kunde.) Beim Übergang über den Fluß Saleph
ging dem Kaiser der Zug zu langsam über die Brücke. Kurz entschlossen sprengte
der Greis mit seinem Rosse in die Flut. Ein Ritter sprang ihm nach, konnte
ihn jedoch nur als Leiche ans Land bringen. Des Kaisers Grabstätte ist unbekannt
geblieben. Das deutsche Volk aber versetzte ihn später in den Kyffhänser. (Gedicht:'
Barbarossa.)
Rudolf von I)absburg (1273 — 1291.)
Das Awifchenreich. Unter der Herrschaft der Nachkommen Friedrichs I.
verlor das Reich seine frühere Macht und Bedeutung. Es kam so weit, daß
kein deutscher Fürst mehr die Krone des Reiches annehmen wollte. Infolgedessen
war das Reich von 1254—1273 ohne einen eigentlichen Oberherrn. Manch
armer Ritter war aus Genußsucht ein Raubritter oder, wie das Volk sagte,
ein „Schnapphahn" oder „Heckenreiter" geworden. Ein bürgerliches Gewerbe
zu treiben, erschien ihm unehrenhaft. Aber „Reiten und Rauben ist keine Schande,
das tun die Besten im Lande". Bei vielen Rittern war die Kampflust zur Rauf-
lust geworden. Ritter durften Fehden führen, wenn sie diese ansagten. Nun
gebrauchten manche die geringfügigsten Gründe als Vorwand dazu. Solch ehr-
vergessene Wegelagerer überfielen von ihren Burgen den Bauern, entführten
ihm sein Vieh, nahmen ihm Geld mtb Getreide und brannten ihm gar sein
Haus ab. Vorüberfahrende Schiffe mußten hohen Zoll erlegen, wenn sie weiter
kommen wollten. An den Wegen lauerten die „Taschenklopfer" fahrenden Kauf-
leuten ans und nahmen vom Kaufmannsgut, was sie wollten. Der Kaufherr
selbst wurde oft xns Verlies -geschleppt rind erst gegen hohe Lösegelder frei-
gelassen. Ritter und Fürsten und Städte bekämpften sich in blutigen, oft lange
währenden Fehden. Gewalt ging vor Recht; Recht war da, wo die stärkste
Faust war. Immer lauter verlangte das Volk nach einem Herrscher, der dieser
kaiserlosen, schrecklichen Zeit ein Ende machen und des alten Reiches Herrlich-
keit zurückführen sollte.
Rudolfs Wahl. Da wählten die deutschen Fürsten im Jahre 1273 den
Grasen írnboíf von Habsburg zum Könige. Namentlich der Nürnberger Burg-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Otto_von_Wittelsbach Otto Heinrich Heinrich Rudolf_von_I Rudolf Friedrichs_I. Rudolfs Habsburg
26
graf Friedrich pon Hohenzollern loar für ihn eingetreten. Zur Habsburg
(Habichtsburg) an der Aar in der Schweiz gehörte zwar nicht viel an Land
und Leuten. Aber Tapferkeit, Treue und tiefe Frömmigkeit zierten den neuen
Herrscher. Im ganzen deutschen Lande wurde die Wahl mit Freuden begrüßt. Die
feierliche Krönung wurde zu Aachen vollzogen. (Gedicht: Der Graf von Habs-
burg.) Als bei der Belehnung der Fürsten das Zepter fehlte, nahm Rudolf
das Kruzifix vom Altare und sprach: „Das Zeichen, in dem die Welt erlöst
worden ist, kann auch als Zepter dienen."
rcamxf mit Gttokar von Böhmen.. Der mächtigste der deutschen Fürsten,
Ottokar von Böhmen, wäre selbst gern deutscher König geworden imb wollte
den „armen Grafen" nicht als König anerkennen. Rudolf rückte deshalb mit
einem Heere in Böhmen ein. Ottokar erklärte sich bereit, den Treueid zu leisten.
Kaiserbom in Speyer.
In königlicher Pracht, begleitet von einem glänzenden Gefolge, erschien er vor
Rudolf. Dieser empfing den stolzen Fürsten, sitzend auf einem Feldstuhle, be-
kleidet mit einein schlichten, grauen Rocke. Knieend leistete Ottokar den Eid
der Treue. Nach kurzer Zeit empörte sich der gedemütigte König jedoch aufs
neue. Auf dem Marchfelde bei Wien kam es zu einem heißen Kanipfe, in dem
Ottokar Sieg und Leben verlor (1278). Sein großes Reich lourde geteilt.
Ottokars Sohn behielt Böhmen und Mähren. Österreich, Steiermark, Kärnthen
und Krain hatte Ottokar widerrechtlich an sich genommen. Diese Länder gab
Rudolf seinen Söhnen. Seit der Zeit regiert in Österreich das Haus Habsburg.
Ramxf gegen die Raubritter. Rudolfs Hauptsorge war nun darauf
gerichtet, Ruhe und Ordnung im Lande wiederherzustellen. Mit einem Heere
durchzog er sein Reich und hielt über die Raubritter strenges Gericht. In
Thüringerl ließ er 28, in Schwaben 70 Raubritter hinrichten. Als man ihn
zur Milde gegen die Räuber stimmen wollte, sagte er: „Ich halte keinen für
adlig, der von Raub und unehrlichen Hantierungen lebt." Ungestört konnten
jetzt Bürger und Bailern ihrer Beschäftigung nachgehen.
Seine Person. Rudolf war von ungewöhnlicher Größe. Die bleiche Ge-
sichtsfarbe, die blauen, feurigen Augen, die hohe Stirn und die große Adler-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Rudolf Rudolf Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Ottokar_Sieg Ottokar Ottokars Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Rudolfs Rudolf Rudolf